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Wenn Bäume Puppen tragen | Rollenprofile

Anlässlich des Castings zur Kurzfilmproduktion »Wenn Bäume Puppen tragen« habe ich soeben eine Liste mit Rollenprofilen zu den wichtigsten Personen veröffentlicht.

Ganz besonders konzentriert sich natürlich unsere Suche auf die beiden Mädchen NABILA und SEVIN. Wenn Sie hierzu eine Idee oder einen Verschlag haben, oder wenn Sie sich als SchauspielerIn selbst in einer der Rollen wieder erkennen, melden Sie sich bitte. Entweder bei mir oder direkt bei Uwe Bünker (Telefon 030- 323 35 22, www.buenker-casting.de)


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Mädchen NABILA

Sprechrolle (Deutsch)
Spielalter: 5 bis 7 Jahre
Herkunft: Europa (Deutschland)/Afrika

Als Kind erfolgreicher afrikanischer Einwanderer ist Nabila bislang in behüteten Verhältnissen aufgewachsen. Abgesehen von kulturellen Eigenheiten   unterscheidet sich das Mädchen charakterlich kaum von ihren Altersgenossinen in der Siedlung. Dass sie als Immigrantin in zwei Welten gleichzeitig wohnt ist ihr bislang nicht bewusst geworden. Wie die meisten Mädchen liebt sie Zöpfe, rosa Kleider und Puppen. Nabila ist im besten Sinne naiv zu nennen. Sie vertraut ihrer Umwelt und ihren Eltern, die vermutlich auch der Ansicht sind, das beste für ihr Kind zu wollen. Von den Streitereien ihrer Eltern mit der Aktivistin fühlt sie sich nicht betroffen. Und auch die Eindrücke ihrer Afrikareise nimmt sie widerstandslos hin. Bis zum schlimmen Augenblick lebt Nabila in ihrer Kinderwelt. Die Kommunikation mit dem "Verrückten Mädchen" geht Nabila daher spielend von der Hand. Darum auch läuft sie zuletzt der harten Erwachsenenwelt buchstäblich ins Messer.

Mädchen SEVIN

Sprechrolle (Deutsch)
Spielalter 5 bis 7 Jahre
Herkunft: Europa (Deutschland)/Türkei

Sevin ist eine "typische" Deutsch-Türkin der mittlerweile wohl vierten Generation. Sie spricht akzentfrei Deutsch und Türkisch. Doch ihre Weltsicht ist westlich, was sie auch zur Repräsentantin des europäischen Zuschauers macht. Im Gegensatz zu ihrer verträumten Freundin Nabila ist Sevin wesentlich aufgeweckter. Sie ist es, die die entscheidenden Fragen stellt, als Nabila auf ihre mysteriöse Reise muss. Und in ihren Augen spiegelt sich am Ende der Abschiedschmerz des Zuschauers von der kindlichen Nabila, die nach der Beschneidung ihre Naivität, ja ihre Kindheit verloren hat.

VERRÜCKTES MÄDCHEN

stumme Rolle
Spielalter: über 20 Jahre +
Herkunft (Rolle): Afrika

Das Verrückte Mädchen ist kein wirkliches Mädchen, sondern eine jener Frauen, die in ihrer Kindheit infolge des Traumas der Beschneidung ihre Sprache verloren haben. In dieser Geschichte ist das Verrückte Mädchen gewissermaßen als Erwachsene im Zustand eines Kindes verblieben, mithin in einer mythologischen Traumwelt, von der aus sie wie ein guter Geist das Leid der Kinder zwar nicht verhindern kann, doch als stumme Anklägerin in metaphorischer Weise deren gekränkte Seelen bewahrt. Sie ist groß, von auffallend schlanker Statur und sehr beweglich. Sie hat große, warme Augen, aber eben auch den "verrückten Blick", der sie von den Menschen ihres afrikanischen Dorfes trennt, weswegen sie fernab der anderen in einem Baumhaus im Busch lebt.

Nabilas MUTTER

Sprechrolle (Afrikanisch)
Spielalter: zw. 20 - 35 Jahren
Herkunft (Rolle): Tansania, wohnhaft in Europa (Deutschland)

Die Mutter ist eine tüchtige Afrikanerin, die mit ihrem Mann nach Deutschland kam, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten ist sie eine liebevolle Mutter. Doch die Integration in einem fremden Land ist ein langwieriger Prozess, zumal wenn jemand die "falsche" Hautfarbe trägt. Wie viele Immigranten empfindet Nabilas Mutter daher die Rückbesinnung auf ihre kulturelle Identität als emotional stabilisierend. Sie trägt traditionelle, afrikanische Kleidung und auch sonst ist eine gewisse Trennung von europäischen Frauen nicht zu leugnen: Als Kind wurde die Mutter mit Sicherheit einst selbst zum Beschneidungsopfer. Daher dürfte es nicht verwundern, wenn sich der lebenslange Schmerz und der Verlust von Selbstbestimmung auch in den Gesichtszügen der Frau widerfinden. Dass sie glaubt, dies auch ihrer Tochter antun zu müssen, ist nur scheinbar ein Widerspruch. Es gibt einleuchtende Gründe dafür, warum sich gerade die grausamsten Bräuche in allen Teilen der Welt oft am schwierigsten beseitigen lassen: Kein Mensch, der aus kulturellen Motiven heraus und scheinbar "freiwillig" Schlimmes auf sich nehmen musste, kann ohne weiteres erkennen, dass sein Leiden zuletzt umsonst gewesen sein soll. Die zusätzliche Trauer über den erlittenen Verlust wäre zu groß. Um zu "beweisen", dass alles richtig war, also zur Vermeidung zusätzlichen Trauerschmerzes, werden die Opfer darum wiederum selbst zu Tätern. Oder jedenfalls zu ihren Helfern. Nicht Kultur, auch nicht böser Wille ist es also, der die Mutter antreibt, sondern die Macht eines Traumas.

Nabilas VATER

stumme Rolle
Spielalter: 35 - 50 Jahre, in jedem Fall deutlich älter als seine Frau
Herkunft (Rolle): Afrika, wohnhaft in Europa (Deutschland)

Ein rechtschaffener Mann, der im Rahmen seiner Vorstellungen in Frauenangelegenheiten die Entscheidungen seiner Frau respektiert. Er empfindet es als seine Pflicht, das zu tun, was der Tradition nach nötig ist. Die Frau wiederum orientiert sich jedoch an einer Gemeinschaft, die ausschließlich aus Traumatisierten besteht. Weder Zustimmung noch Ablehnung, eher seine Unaufgeklärtheit ist es, die seine Handlungen prägt. Da über kulturelle Fragen, die Frauen betreffen, nicht offen gesprochen werden kann, fehlt es ihm an Vorstellungskraft dafür was seine Frau erdulden musste und was seine Tochter vor sich hat, wie die Möglichkeit, dass man auch auf Beschneidung verzichten könnte. – Seine Kleidung könnte als moderat westlich bezeichnet werden.

WEIBLEIN (Beschneiderin)

stumme Rolle
Spielalter: 50 Jahre +
Herkunft (Rolle): Afrika

Auch in Afrika bestreitet niemand, dass es ein schwer zu ertragende Handlung ist, die Beschneidung auszuführen, weswegen sie als Beschneiderin nicht nur Geld, sondern vor allem auch Respekt erntet. Entsprechend selbstbewusst tritt das Weiblein auch als Beschneiderin auf.  Doch nicht nur unmittelbaren Vorteile sind es, die sie zur Lobbyistin der Beschneidung werden läßt: Genau wie alle anderen, ist die Beschneiderin Täterin und Opfer eines sich stetig verlängernden Traumas zugleich. Die emotionale Verrohung der Frau drückt sich wohl weniger in ihrem Charakter oder dem Gesicht, als in der umstandslosen Sachlichkeit aus, mit der sie ihr Geschäft verrichtet. Sie ist keine böse Frau, sondern ein Mensch, der nicht den geringsten Abstand hat zu seinem Tun. Auch für das Weiblein wäre die Einsicht, vielleicht ein halbes Leben lang das Falsche getan zu haben, womöglich überaus schmerzlich. Es leuchtet ein, dass eine Änderung von hier aus nicht zu erwarten ist. Und doch scheint das Weiblein eine Ahnung zu haben: Indem sie zu Beginn der Handlung das Verrückte Mädchen mit Steinen vertreibt, verscheucht sie sozusagen das lebendige Mahnmahl ihres eigenen Traumas, welches sie nicht zu betrachten wagt.

FRAUENAKTIVISTIN

Sprechrolle (Deutsch, evtl. Afrikanisch)
Spielalter: 30 - 50 Jahre
Herkunft (Rolle): Europäerin (Deutsche) mit afrikanischer Herkunft

Eine westlich geprägte Arikanerin, die sich nicht als Vertreterin einer Organisation, sondern im Rahmen der Schwarzen Community für die Rechte von Frauen und Mädchen einsetzt – letztlich aber keine Macht besitzt über die Entscheidungen der Frauen. Sie muss schließlich kummervoll die Waffen strecken.

Nabilas TANTE

stumme Rolle
Spielalter: 25 - 40 Jahre
Herkunft (Rolle): Afrika, wohnhaft in Europa (Deutschland)

Ob größer oder kleiner, dicker oder dünner – äußerlich und in ihrem Verhalten erscheint die Tante zu Nabilas Mutter ähnlich. Auch sie trägt traditionell afrikanische Kleung. Und vermutlich vertritt sie auch dieselben Ansichten –damit tritt sie in diesem Film weniger als individueller Charakter denn als Vertreterin einer Weltanschauung in Erscheinung.

Nabilas ONKEL

stumme Rolle
Spielalter: 30 - 45 Jahre
Herkunft (Rolle): Afrika, wohnhaft in Europa (Deutschland)

Es herrscht kein Zweifel, dass er denselben Respekt vor der Frauenwelt teilt, der auch Nabilas Vater eigen ist. Als Taxifahrer hat es der Onkel zu einigem Wohlstand gebracht, und auf der „Integrationsskala“ wesentlich weiter – womit auch gezeigt werden kann: Nicht die Armut ist die Ursache, nicht einmal mangelnde Integration, sondern das Trauma der Beschneidung selbst, welches sich immer weiter fortpflanzt, wenn ihm niemand Einhalt gebietet. Und das tut auch der Onkel nicht, der die Familie zum Flughafen chauffiert.



Kommentare

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22 07 2009
#1 Vida Ampomah (Antwort)

Sehr interessant, und will gerne mitmachen, aber Lieder komme ich aus Ghana. Habe schon mit Christoph telefoniert. Vida

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